BZ vom 19.04.2011



Die Welt vom 19.04.2011







Berliner Kurier vom 19.04.2011



Berliner Zeitung, 19.04.2011

























































Rentner wächst Vogelhaltung über den Kopf - aktion tier übernimmt 53 Zebrafinken

Berlin, 18.04.2010. Eine gepflegte Wohnung in einem ruhigen Hinterhaus im Berliner Bezirk Wedding. In der Küche steht eine Voliere, in der es flattert und zwitschert. Alles begann mit 4 gekauften Zebrafinken – nun sind es 53! Die Vögel sitzen dicht gedrängt auf den Sitzstangen, einige bebrüten ihre Eier in den aufgehängten Nistkästen. Herr F., ein freundlicher 73-jähriger Rentner, hat selbst erkannt, dass er der Vogelschar nicht mehr Herr wird und den Tierschutz um Hilfe gebeten. Der ständige Nachwuchs, das Füttern und die Massen an täglich anfallendem Vogelkot waren ihm schließlich zu viel.

aktion tier hat am vergangenen Freitag alle 53 Zebrafinken eingefangen und in Käfigen abtransportiert. „Wenn wir die Vögel nicht abgeholt hätten, wären es nächstes Jahr vielleicht schon doppelt so viele“, sagt Ursula Bauer von aktion tier. Allein 45 Eier zählt die Biologin in den vorhandenen Nistkästen. Ein Teil davon wäre sicherlich ausgebrütet worden. Was harmlos beginnt, kann schließlich im Chaos enden. Wie bei Gerhard Adam aus Berlin-Spandau, der in seiner Dachgeschoßwohnung Anfang 2009 schließlich über 1.700 Wellensittiche versorgte. Dem “Birdhoarder“ wurden damals alle Vögel weggenommen und ein Tierhalteverbot erteilt.

„Diese Zebrafinkenhaltung und die Umstände, die zu der abnorm hohen Anzahl an Vögeln führten, lassen schon an Animal Hoarding denken“, sagt Ursula Bauer, Expertin für krankhaftes Tiersammeln bei aktion tier. „Meistens fängt es mit wenigen Tieren an, die sich dann unkontrolliert vermehren und zusätzlich werden weitere Tiere aufgenommen“, so die Biologin weiter.

Aber nicht allein die unverhältnismäßig hohe Anzahl von Tieren charakterisiert einen Animal Hoarding-Fall. Es werden auch die Mindeststandards der Tierhaltung nicht mehr eingehalten. In dem aktuellen Fall kam Herr F. mit dem Saubermachen der Voliere nicht mehr hinterher. Außerdem pickten sich die Zebrafinken aufgrund der bedrückenden, unausweichlichen Enge gegenseitig die Federn aus. Einige der ursprünglich in Australien beheimateten Prachtfinken waren bereits fast nackt. Außerdem steigt durch den hohen Inzuchtgrad die Anfälligkeit gegenüber Krankheiten – gleichzeitig verkürzt sich die Lebenserwartung der einzelnen Zebrafinken.

Ob die Vögel eventuell auch noch von Parasiten wie Milben befallen sind untersucht nun eine Tierärztin im Tierschutzzentrum Meißen-Winkwitz. Diese von aktion tier schon seit vielen Jahren geförderte Tierschutzeinrichtung verfügt über große Volieren, in denen die 53 Zebrafinken in Zukunft frei fliegen können. Nisthilfen werden hier allerdings nicht mehr zur Verfügung gestellt, da eine Vermehrung im Tierheim nicht in Frage kommt. Es warten so viele Tiere auf ein neues Zuhause – da muss nicht noch gezüchtet werden.

„Wir würden uns freuen, wenn sich mehr Menschen sofort melden würden, wenn ihre Tierhaltung beginnt, aus dem Ruder zu laufen“, sagt Ursula Bauer von aktion tier-Berlin. Frühe Hilfe kommt letztendlich nicht nur den Tieren, sondern auch den überforderten Haltern zu Gute.