KOLUMNE: Von Zwingerhaltung und Hundeseelen


Alleingelassen, ohne Rudel: Hunde in
Zwingerhaltung sind unglücklich!
Foto: © www.tierschutzbilder.de
Liebe Leser,
 
in der aktion tier-Geschäftsstelle in Berlin erreichte mich kürzlich die E-Mail einer Tierfreundin, die die Zwingerhaltung in ihrer Nachbarschaft beklagte und mich fragte, ob dies rechtens sei. Ja, musste ich leider antworten: Unter bestimmten Voraussetzungen ist Hundehaltung im Zwinger in Deutschland erlaubt. Und leider sprechen wir bei aktion tier auch immer wieder mit Menschen, die Zwingerhaltung als völlig normal und hundefreundlich ansehen.

Ich möchte hier nun gar nicht darüber schreiben wie die Vorschriften, die es zur Zwingerhaltung bei Hunden gibt, aussehen. Auch nicht, wie oft man mit einem Zwingerhund Gassi gehen sollte. Oder jemanden über sonstige Mindestanforderungen, die in irgendwelchen meines Erachtens sinnfreien „Regelwerken“ zeitaufwendig aufgeführt worden sind, belehren. Ich möchte zum Thema Zwingerhaltung einfach eines feststellen: Man tut einem Rudeltier wie dem Hund so etwas nicht an!

 

 

Immer noch gibt es zu viele Menschen, für die ein Hund und ein Zwinger einfach zusammen gehören.


Ich persönlich verstehe diesen Widerspruch nicht. Diese Menschen holen sich ein Tier in ihr Leben, welches ein extrem ausgeprägtes Sozialverhalten hat, um es dann am sozialen Umfeld mangeln zu lassen! Für Hunde gibt es nichts Wichtigeres als ihr Rudel! Das ist auch ganz einfach zu erklären: Ohne Rudel gäbe es in der freien Natur keinen Schutz und keine Nahrung, also auch keinen Fortbestand ihrer Art. Wieder etwas, das sich Hunde von ihren Vorfahren, den Wölfen, bewahrt haben.

Für Wölfe ist es tatsächlich überlebenswichtig, einen Platz in einem Rudel zu haben. Wir konnten unseren Haushunden durch jahrelangen Inzest zwar viel „wölfisches“ wegzüchten, bei einigen sogar ganze Gliedmaßen, bei anderen haben wir „niedliche“ Verstümmelungen hervorgebracht oder wir haben ihre Größe derart verändert, dass ihre Lebenserwartung sich mal eben um die Hälfte verkürzt hat. Aber tief sitzende Instinkte, die sich über Millionen von Jahren bewährt haben, wie das überlebenswichtige Sozialverhalten, lassen sich nicht so einfach „wegzüchten“. Und deswegen wird sich ein Hund niemals an Zwingerhaltung gewöhnen oder sich dabei wohlfühlen!

Offensichtlich interessiert das jenen „Hundeliebhaber“, der sein Tier im Zwinger hält, nicht. Stattdessen interpretiert er das jämmerliche Gejaule des allein gelassenen, verängstigten RUDELGEFÄHRTEN oftmals als eine Art Liebesbekundung: „Er vermisst mich halt sehr.“ Und sicherlich, der Hund wird irgendwann nach Jahren auch mal aufhören zu heulen, aber nicht, weil er das Verhalten seines Menschen verstanden hat, sondern weil er einfach aufgegeben hat.

Im Rahmen meiner Tierschutzarbeit habe ich das schon oft bei Hunden erleben müssen, vor allem in Tierheimen. Hunde, die keiner haben will, weil sie älter sind, Gebrechen haben oder einer „unbeliebten“ Rasse angehören. Viele Hunde, die über Jahre im Tierheim bleiben müssen, geben irgendwann auf. Man erkennt sie daran, dass sie oftmals nicht mal mehr aufstehen, um den Besucher neugierig zu betrachte, und auch sonst sehr desinteressiert sind. 

Hunde, die lange in Zwingerhaltung leben
müssen, geben sich oftmals auf.
Foto: © www.tierschutzbilder.de

 

Tun Sie mir doch einen Gefallen, und interessieren Sie sich für diese Hunde.


Für Hunde, die kein Rudel haben. Ganz gleich, ob sie in privater Zwingerhaltung oder im Tierheim leben. Helfen Sie, schauen Sie nicht weg. Reden Sie mit den privaten Hundehaltern, oder wenn Sie ins Tierheim gehen, um einen neuen Lebensgefährten zu finden, interessieren Sie sich bitte auch für einen Hund, der sich überhaupt gar nicht für Sie interessiert! Schenken Sie ihm Hoffnung! – Er wird es Ihnen auf seine Art danken.

Was soll man nun solchen „Zwinger-befürwortenden“ Menschen noch mit auf den Weg geben, damit sie verstehen, dass ihre Umgangsweise mit ihrem Hund dessen Seele so sehr schadet?

Wie soll man solchen Menschen erklären, dass sie ihren Hund damit genauso quälen, als wenn sie ihn hungern lassen würden?

Wie soll man diesen Menschen erklären, dass sich ihr Hund niemals daran gewöhnen wird, getrennt von seinem Rudel leben zu müssen?

Wir von aktion tier e.V. gehen da mit gutem Beispiel voran und nutzen unsere Möglichkeiten am Infostand und sprechen mit den Menschen über die Bedürfnisse ihrer Haustiere. Am besten noch bevor sie sich eines Anschaffen und dann schwere, für den Hund viel Leid bedeutende Fehler machen.

Diese Art von Präventionsarbeit können Sie auch im privaten Bereich tun!


Und wenn es Ihnen ein wichtiges Anliegen ist, andere aufzuklären, na dann freuen wir uns, Sie vielleicht als Mitarbeiter für Öffentlichkeitsarbeit demnächst auch an einem unserer deutschlandweiten Informationsstände begrüßen zu können. Denn hier können Sie etwas verändern! Hier können Sie das Übel an der Wurzel packen und durch Aufklärung solche Missstände gar nicht erst in den Köpfen der Menschen entstehen zu lassen. Hier können Sie alte, überholte Einstellungen in den Köpfen der Menschen ändern. 

Schauen Sie nicht weg – helfen Sie mit! So können auch Sie Tierleid verhindern, bevor es entsteht!

Ihre Patrice Krüger

Mein Hund "Ice" hat mich damals im Tierheim am allerwenigsten von allen Hunden beachtet. Heute ist er wohl ziemlich froh, dass ich ihn "zu seinem Glück gezwungen" habe, und er jetzt anstelle eines Zwingers eine eigene Schlafcouch hat... :-)
Foto © aktion tier e.V./Krüger

Ursula Bauer von der aktion tier-Geschäftsstelle in Berlin
bei der "ZIBB Sommernacht" im RBB

Neben Ihrer Arbeit in der Berliner Geschäftsstelle von aktion tier e.V. ist Ursula Bauer stets mit vor Ort, wenn es darum geht, Tiere aus schlechten Haltungsbedingungen zu befreien oder auch die Informationskampagnen von aktion tier e.V. vorzubereiten. Über Ihren Tierschutzalltag berichtete Sie nun im RBB Fernsehen in der Sendung "ZIBB Sommernacht" und gab einen interessanten Einblick in die Arbeit einer Tierschützerin!

Den Bericht sehen Sie hier: