Haben es Bio-Rinder eigentlich besser?

Foto: © Ursula Bauer
Viel Menschen kaufen Bioprodukte vom Rind, z.B. Biomilch oder Biofleisch. Ein Grund dafür kann sein, dass man sich bei Bioprodukten eine tierfreundlichere Haltung verspricht. Doch haben Bio-Rinder wirklich ein angenehmeres Leben?

Die Antwort lautet: JEIN.


Es gibt wichtige positive Aspekte im Vergleich zur konventionellen Rinderhaltung. So schreibt die geltende EU-Ökoverordnung beispielsweise vor, dass Kühen, Kälbern, Jung- und Mastvieh grundsätzlich Auslauf im Winter (im Laufstall oder im Freien) und Weidegang im Sommer gewährt werden muss. Außerdem ist für reichlich Tageslicht und eine natürliche Belüftung im Stall zu sorgen. Die einzelnen Abteilungen zur Tierhaltung (Buchten) dürfen nur zu maximal 50% mit Spaltenböden belegt sein. Den Bio-Rindern steht ungehinderter Zugang zu Fressplatz und Tränke sowie ein trockener, eingestreuter Liegebereich zu. Der Einsatz zugekaufter konventioneller Futtermittel ist untersagt. Des Weiteren müssen festgelegte Mindestgrößen für Stall- und Auslaufflächen eingehalten werden. Diese betragen beispielsweise für eine Milchkuh mindestens 6,0qm Stallfläche und mindestens 4,5qm Auslauffläche.

ABER: Es gibt auch in der Bio-Rinderhaltung zahlreiche Ausnahmen und Teilaspekte, die nachdenklich machen. So dürfen beispielsweise Mastrinder in Ökobetrieben während der Endmast bis zu maximal 3 Monaten ausschließlich im Stall gehalten werden. Des Weiteren dürfen gemäß Öko-Verordnung eigentlich seit Anfang 2014 keine Rinder mehr in Anbindung gehalten werden. Ausgenommen von diesem Verbot sind jedoch sehr kleine Bio-Betriebe, wenn die Tiere sowohl Sommerweidegang als auch zwei Mal pro Woche Winterauslauf haben. Auch ist in der ökologischen Rinderhaltung die künstliche Besamung gestattet. Zwar ist das routinemäßige Enthornen gemäß EU-Ökoverordnung verboten, kann jedoch zum Beispiel aus „Sicherheitsgründen“ von der zuständigen Behörde fallweise erlaubt werden und muss immer unter Betäubung durchgeführt werden. Derartige Ausnahmegenehmigungen zum Enthornen scheinen häufig erteilt zu werden, denn Experten behaupten, dass in fast der Hälfte der Bio-Milchkuh-Herden die Kühe enthornt werden. Lediglich in Betrieben, die dem Bioverband `Demeter` angeschlossen sind, sollen fast alle Kühe Hörner tragen.

Auch Bio- Milchkühe werden einer permanenten Schwangerschaft unterzogen, damit sie, wie alle anderen Milchkühe, an ca. 305 Tagen im Jahr gemolken werden können. Die Milchleistung von Biokühen ist mit durchschnittlich 6.000 Liter jährlich (also knapp 20 Liter täglich) nur wenig niedriger als die von „normalen“ Milchkühen. Was bedeutet, dass auch die körperlichen Belastungen und Gesundheitsrisiken mit denen konventionell gehaltener Milchkühe vergleichbar sind. Und natürlich werden auch in der Bio-Landwirtschaft Mutterkuh und Kalb kurze Zeit nach der Geburt getrennt.
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Mehr zum Thema Rinderhaltung und unserer Info-Kampagne "Rinder- Wahnsinn: Wie Kühe, Kälber und Mastrinder leiden" und was ihr selbst für Rinder tun könnt erfahrt ihr hier: https://www.aktiontier.org/kampagnen/rinder-wahnsinn/

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